Auf Kompetenzebene aufholen für die Zeit nach der Krise
Die Lockdowns nehmen kein Ende. Viele Unternehmen klagen über markante Umsatzverluste. Planungssicherheit existiert nicht. Währenddessen scheinen nur wenige Unternehmer an die Zeit danach zu denken. Wie sieht mein Job nach Corona aus? Werden die Anforderungen an digitale Fach- und Methodenkompetenzen gar steigen? Und wo stehe ich mit meinem Betrieb heute?
Gerade morgen, 4. Februar 2021, nehme ich als Fachreferentin an einem Webinar der steirischen Unternehmensberater teil. Ich werde dort über Collaboration Tools ein kurzes Impulsreferat halten. Gerade die Tools zur digitalen Zusammenarbeit fordern nämlich die beruflichen Handlungskompetenzen jedes Einzelnen heraus.
Zu diesem Webinar sind übrigens all jene eingeladen teilzunehmen, die sich über digitale Kooperationsmöglichkeiten allgemein informieren wollen. Anmeldung und Infos hier.
Kompetenzen nachlernen
Die von der österreichischen Wirtschaftskammer herausgegebene Digitalisierungsstudie weist immer noch einen enormen Informationsbedarf hinsichtlich der Digitalisierung des Business auf. Viel aufzuholen haben dabei alle Branchen, insbesondere bei der Umsetzungsberatung, sowie der Methodenkompetenzen und Fachkompetenzen.
Diese beiden Kompetenzbereiche sind Teil der beruflichen Handlungskompetenz. Zu einer solchen gehören dann auch noch die personalen und sozialen Kompetenzen, die als “weiche Faktoren” (Softskills) von technik- und zahlenaffinen Menschen gerne vernachlässigt werden. Dabei kommt es gerade auf diese weichen Kompetenzen an, will die digitale Zusammenarbeit gelingen.
Auch hinkt die Digitalisierung am Arbeitsplatz und ihre transformierenden Eigenschaften auf die Unternehmenskultur laut der zitierten Digitalisierungsstudie in Österreich wesentlich nach. Das Bewusstsein, dass sich auch die Art der Arbeit und der Umgang miteinander durch die Digitalisierung ändert, ist in vielen Betrieben nur gering vorhanden.
Es werden zwar Tools, Apps, Soft- und Hardware installiert, was im Aufgabenbereich der IT liegt. Doch der Umgang mit diesen Instrumenten will gelernt sein und stellt die Mitarbeiter vor neue Herausforderungen.
Soziale und personale Kompetenzen entwickeln
Sichtbar wird dieses Problem an den Collaboration Tools. Werden diese im Betrieb eingesetzt, braucht es auch eines anderen Typ von Mitarbeiter. Vor allem, wenn virtuelle Teams zusammenarbeiten, sind personale Kompetenzen wie Selbstmotivation, unternehmerisches Denken, Selbstkontrolle/-organisation und Selbstverantwortung besonders gefragt.
Empathie, Vertrauen, dem Anderen zuhören können und lösungsorientiert zu arbeiten, sich auf die Bedürfnisse anderer Menschen zielgenau einzustellen, auch das fällt vielen Mitarbeitern und auch Inhabern schwer, wenn sie in streng hierarchischen Kontrollsystemen bisher tätig waren.
Da fehlt dann das Vertrauen, dass man während der virtuellen Arbeit nicht vom Chef kontrolliert wird. Oder umgekehrt, die Unternehmensleitung lernt, auf Kontrolle zu verzichten. Zugunsten eines kooperativen Leadership, das Aufgaben nicht delegiert, sondern diese vollumfänglich an die Teams übergibt. Die Führungsebene hat dafür ihre Einstellung zur Mitarbeiterführung zu verändern. Und das fällt einigen schwer. Vor allem, wenn sie Führung als Kontrollinstrument verstehen.
Das Unternehmersein will also neu gelernt sein, dazu fordert die Digitalisierung heraus. So kommt man in der Beraterbranche auch zum Schluss, dass der Grad der Digitalisierung des Betriebs stark von der persönlichen Einstellung der Firmenleitung abhängt. Digitalisierung ist Haltungssache und fördert Mängel in personalen und sozialen Kompetenzen unbarmherzig zutage. Sie zerstört das Silodenken der Abteilungen und kratzt an den Grundfesten von Hierarchien.
Sich nicht auf die IT verlassen
Digitalisierung drängt auch zur Fehlerkultur und den Ausbau von Kooperationen. Deswegen sollte Digitaliserung nicht allein als “Wir installieren jetzt ein Tool und rüsten die Hardware auf” bestehen. Und deswegen dürfen sich Unternehmen in Sachen digitaler Transformation nicht nur auf die IT-Abteilungen ihres Betriebs verlassen. Weil die Technik ein Mensch nützt und andere Menschen (Kunden) mittels Technik bedient werden, sie zu Kunden werden.
Technik muss dem Menschen dienen und nicht der Mensch der Technik. Auch die in der Tech-Branche beliebte Wertvorstellung, den Menschen mittels Technologie zu optimieren, hat hier nichts verloren. Denn die Technologie wird von Menschen bedient und nicht umgekehrt. Eine solche Wertediskussion halte ich persönlich für längst überfällig. Wir sind daran, den Humanismus an die Tech-Konzerne und die IT zu verlieren. Wenn Sie sich dazu näher informieren wollen, lesen Sie das Buch “Mensch 4.0” von Alexandra Borchardt.
So steht hinter jedem Tool auch ein ganz bestimmter Content, der die Marke bei Kunden positionieren hilft. Digitale Kommunikation bedeutet auch nicht, sie den automatisierten Tools zu überlassen und den Menschen völlig außen vor zu nehmen. Im Gegenteil, alle Abteilungen müssen anpacken, weil sich die digitale Unternehmenskommunikation an den Kunden orientiert und weniger an Abteilungshierarchien und persönlichen Machtbefindlichkeiten einzelner Mitarbeiter.
Übrigens, soziale Kompetenzen sind nicht gerade die Stärke der IT. Das beweist eine Deloitte-Studie, die der heimischen IT einen zu einseitigen Fokus auf den Einsatz von Technik und technische Details attestiert. So mangelt es an Kundenfokus und Serviceorientierung und die CIOs verrennen sich im Lösen technischer Probleme. Auch das strategische Potenzial der Technologien für den Betrieb bleibt ungenutzt liegen.
“Die Gesprächskultur beispielsweise mit spanischen IT-lern erlebe ich als eine deutlich wertschätzendere als mit österreichischen. Letztere lassen dich bei jedem Wort spüren, dass du keine Ahnung von Digitalisierung haben darfst (!).”
Lassen Sie den disruptiven Diskurs zu!
Wenn Sie jetzt die Zeit dafür nützen, technologisch mit Ihrem Betrieb und Ihren Mitarbeitern aufzuholen, dann fördern Sie zu Beginn dieses Vorhabens unbedingt den wertschätzenden Diskurs.
Verkaufen Sie Ihre Mitarbeiter nicht für blöd. Lernen Sie selbst für Ihre Handlungskompetenzen und das Leadership dazu und legen Sie die Basis für eine neue Unternehmenskultur. Diese soll auch eine gelebte, lösungsorientierte Fehlerkultur beinhalten, und den Menschen in den Mittelpunkt des Handelns stellen. Kunden sind schließlich keine Nummern mit Datenstamm, sondern Menschen mit Bedürfnissen. Auf Mitarbeiter trifft das genauso zu.
Wenn Sie mit dem disruptiven Diskurs, mit Audits zum Stand der Digitalisierung in Ihrem Unternehmen und mit der Entwicklung einer digitalen Strategie, die auch den Menschen berücksichtigt, beginnen, dann setzen Sie damit den ersten Schritt auf Kompetenzebene aufzuholen. Schließlich steht hinter einem Datenstrom auch immer ein Mensch.
Den österreichischen Digitalisierungsindex können Sie hier downloaden.