Braucht die VUCA-Welt mehr Agilität im Umgang mit dem Alltag?
In einer meiner Schulungen spreche ich über VUKA/VUCA. Über die hoch volatible, unsichere, komplexe und vieldeutige Welt, in der wir leben und versuchen, erfolgreich in ihr zu bestehen.
Diese Definition erscheint vordergründig logisch. Sie wird abgenickt und damit akzeptiert. Fragt man tiefer in die einzelnen VUKA-Welten der Schulungsteilnehmer*innen hinein, dann kommt sehr schnell mangelnde Agilität zum Vorschein. Sie drückt sich folgendermaßen als Problembeschreibung aus:
Die Jobs im mittleren Management gibt es nicht mehr. Für eine Stufe höher fehlt mir die Qualifikation, eine Stufe darunter ist mir verwehrt, weil überqualifiziert und zu teuer. Ich bin total frustriert. Was soll ich denn noch alles lernen?
Analyse ist nicht Planung
Wer so seine Situation analysiert, baut sich eine Mauer aus den eigenen Schwächen um sich herum auf. Weil viele von uns die Analyse mit der Planung verwechseln, wird aus einer Situation schnell eine unüberwindbare Hürde, in Stein gemeißelt, unverrückbar. Wir emotionalisieren die Situation und machen sie zu einem Problem.
Dabei will uns die VUKA-Welt nur mitteilen: “Hör’ doch endlich auf zu planen, komm ins Tun! Beiße dich nicht fest und erweitere deine Sichtweise.”
Auf unser Beispiel bezogen würde die Schlussfolgerung aus der Analyse dieser Jobsituation richtig lauten:
Wunderwuzzi-Ausschreibungen sind nichts für mich.
Eine reine Feststellung. Also etwas ganz anderes, als es die problemorientierte Planungsformulierung von vorhin tut.
Agilität bedeutet, in beständiges Tun zu kommen
Und genau an diesem Punkt macht Agilität Sinn. Egal ob Sie zu Design Thinking, Effectuation oder einer anderen agilen Methode greifen. Sie werden schneller im Umsetzen werden. Sagt doch ein altes chinesisches Sprichwort: Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.
Du kannst die Reise erst antreten, wenn du den ersten Schritt setzt und ihm viele weitere Schritte folgen lässt. Das ist eine Sache der persönlichen Haltung, ob ich bereit bin, ausgetretene Pfade und festgefahrene Positionen (Meinung, Glaube, Ideologie) zu verlassen und wirklich Neues zu wagen. Ob ich bereit bin, eine Situation als solche zu akzeptieren, ohne aus ihr einen Elefanten (eine unüberwindbare Hürde) zu machen.
Die richtigen Fragen stellen
Der erste Schritt auf die Erkenntnis “Wunderwuzzi-Ausschreibungen sind nichts für mich” wäre dann beispielsweise die folgenden Fragen erst einmal für sich selbst zu beantworten:
- Was will ich bedienen?
- Welche Tätigkeiten kann ich abdecken?
- Worin liegt mein eigener beruflicher Fokus?
- Und welche Schwerpunkte suchen die Firmen?
- Erkenne ich einen Roten Faden immer wiederkehrender Qualifikationsanforderungen in den Ausschreibungen?
- Welcher Art sind diese Unternehmen mit dem Roten Faden, in welchen Branchen findet man diese?”
Oder anders formuliert und auf einer Jobplattform unlängst entdeckt:
Wir suchen uns keinen Job, wir suchen das zu uns passende Unternehmen.
Agile Welt, agiles Handeln
Um diesem Fokus auf die Spur zu kommen, braucht es agiler Methoden. So werden Sie, dem Design Thinking folgend, erst einmal Ihre Situation verstehen und beobachten. Daraus wird sich eine erweiterte Sichtweise ob Ihrer Situation ergeben. Während dieser Phase beschäftigen Sie sich zudem viel genauer mit Ihrer Zielgruppe, in unserem Beispiel mit dem zu Ihnen passenden Unternehmen.
Und erst dann lassen sich Ideen finden, diese festgestellte Situation “Wunderwuzzi-Ausschreibungen sind nichts für mich” zu lösen. Nach dieser Phase der Ideenfindung zur Lösung Ihres brennendsten Problems — das übrigens lautet: “Sie lesen immer die falschen Jobangebote!” — entwickeln Sie einen Prototypen (eine neue Art, sich zu bewerben) und testen diesen draußen in der Praxis.
Schwupps, und eh Sie’s sich versehen, sind Sie im Tun und schon einige Schritte Ihrer 1000-Meilen-Reise gegangen.
Fazit VUCA und Agilität
Die VUCA-Welt unterstützt ein solches agiles Handeln. Ja, sie fordert es von uns allen ein. Denn in schnelllebigen Zeiten funktionieren starre Pläne und einseitige Sichtweisen einfach nicht mehr. Da braucht es ein wenig mehr an Agilität im eigenen Verhalten. Wie wir es früher taten, das gibt es nicht mehr. Werden Sie also agil.
#bevuca #beagile