Kennen Sie den Unterschied von Veränderung und Zersplitterung?
Manchmal ist es vorteilhaft, ein wenig länger über eine Situation nachzudenken. Besonders dann, wenn sich Missverständnisse häufen.
Alles, was wir sagen, trägt noch andere Botschaften in sich. Wir vermitteln dann viel über unsere innere Motivation, über unsere Werte und Haltungen.
Fühlen wir uns also selbst vom Leben übervorteilt, könnte sich diese Haltung leicht auf den täglichen Umgang mit anderen Menschen übertragen. Bewertungen und Vorverurteilungen sind die Folge, die alle darauf abzielen, das Gegenüber zum Täter abzustempeln und die eigene Opferrolle zu bestätigen.
Einfach gesagt: Man kann sich alles zurecht argumentieren und mit einer Statistik belegen.
Unsere Forschungsergebnisse sind immer nur so gut wie unsere Fragen und die auf diese aufbauenden Experimente. […] Das wissenschaftliche Experiment ist nur so gut wie sein Experiment und der Forschungsansatz. — Angelika Wohofsky, Communications, S.11.
Deswegen ist eine mit hoher Diversität und Respekt gegenüber der Andersmeinung geführte Diskussion so wichtig. Die Welt machen wir allein zu einer Welt aus Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Genauso gut können wir allein sie auch zu einer Welt mit hoher Vielfalt und gelebter Toleranz machen.
Jedesmal, wenn wir in die Opferrolle gehen, teilen wir die Welt in Täter und Opfer (das geschieht aktuell bei den Corona-Verleugnern). Wir zersplittern uns und die anderen. Wir helfen mit, die Welt zu spalten. Sie beginnt schon damit, indem wir Andersmeinung ablehnen und versuchen diese zugunsten der eigenen Meinung umzudrehen — dieses Verhalten nennt sich übrigens “Missionieren”. Hinter agressivem Missionieren versteckt sich übrigens ein radikaler Wunsch, Recht behalten zu wollen, egal was es kostet.
Eine solche Zersplitterung stellt keine konstruktive Veränderung dar, weil sie einen sachlichen Diskurs verhindert. Veränderung entsteht aber, wenn wir im ersten Schritt Vielfalt zulassen, frei nach dem Motto “Let’s agree to disagree”, ohne einander böse sein zu müssen. Ohne einander zu bekämpfen, zu missionieren und unbedingt Recht haben zu wollen.