Krise ist etwas für Weicheier!
“Pandemie? Gibt’s nicht.” — das hört man immer noch von ein paar Unverbesserlichen. “Wir schaffen das!”, proklamieren Wirtschaftsinstitutionen unter dem Hashtag #schaffenwir. Denn am Ende kommen halt nur die Starken durch.
Was für eine Kampfansage, mit der sich Krise gut verschleiern lässt. Denn seit Sommer 2020 brennen immer mehr Manager aus — Burnout, psychische Erschöpfung, Belastungssyndrom oder Depression.
Hinter diesen Machosprüchen versteckt sich ein Fehler, den viele Unternehmensinhaber und Führungspersonen begehen. Sie leugnen die Situation und reden sich diese klein. Im anderen Fall müssten sie nämlich fürchten, das Gesicht zu verlieren. In unserer Leistungsgesellschaft sind Fehler und das Scheitern ja nicht erlaubt.
“Einer der zentralsten Fehler in Unternehmen ist es, blind für Krisen zu sein. Viele selbständige planen nicht mit dem ‘leistbaren Verlust’ und damit ein mögliches Scheitern gar nicht ein.”
5 relevante Krisen im Unternehmen
- Stakeholderkrise — meist verleugnet, weil zuviel Streiterei und Kampfrhetorik um die persönlichen Interessen. Stakeholderkrisen werden gar nicht wahrgenommen. Unternehmensinhaber sind hier der Meinung, das sei normal, unterschiedliche Interessen zu verfolgen. VERLEUGNUNG
- Strategiekrise — wenn sich Interessenskonflikte nicht klären lassen, dann schaukeln sich diese zu einer Strategiekrise auf. Auch die bleibt meist unerkannt, weil man ihr mit blindwütigem Aktionismus begegnet. ZORN
- Absatzkrise — jetzt erst greift die Erkenntnis, dass irgendwas nicht stimmt, weil sich das Produkt nicht mehr so gut verkauft. Häufige Reaktion darauf: noch mehr Aktionismus. Von Akzeptanz der Krise noch keine Spur. VERHANDELN
- Erfolgskrise — der beste Moment, sich als Führungsperson zu verstecken, unsichtbar zu werden und die Abteilungen ihrem Schicksal zu überlassen. Schließlich sind immer die Anderen Schuld. DEPRESSION
- Liquiditätskrise — das Controlling spricht ein Machtwort, doch meist ist es jetzt zu spät. ERZWUNGENE AKZEPTANZ
Wenn ich heute lese, dass viele Handwerksbetriebe volle Auftragsbücher haben, weil die breite Masse eine Inflation fürchtet und ihre Ersparnisse in die Renovierung von Wohnung und Haus steckt, dann haben diese Unternehmen nicht die veränderten Rahmenbedingungen erkannt. Denn Krisen können auch von außen kommen und folgen eigenen Gesetzen. Und volle Auftragsbücher verstellen den Blick auf die Lücken im Betrieb.
“Gib einem Unternehmen drei fette Jahre und es ist tot.” — Herr G., ein befreundeter Controller und Geschäftsführer
Dies zu erkennen bedarf eines Blicks auf das Große Ganze. Und dieser fällt vielen schwer, die im Tagesgeschäft feststecken. Die kommen dann mit dem Spruch: “Krise ist was für Weicheier. Bei uns läuft’s super!” Oder die aus gesicherten Positionen heraus verkünden: #schaffenwir.
Fehlersuche Krisenverleugnung
Gehen Sie auf die Suche nach Krisen, die Sie in der Vergangenheit unterschätzt oder verleugnet haben.
Gehen Sie auf Fehlersuche und vergleichen Sie die Ergebnisse mit der heutigen Situation.
Welche Lehren ziehen Sie daraus?